Die Operation und der Tag danach

Kerstin BlumensteinAllgemein 4 Comments

Am Donnerstag, 14.9.2023, war es dann soweit – die Operation stand an. 5:30 Uhr wurde ich geweckt. Der nächste Schritt war dann ein letztes Mal Duschen mit einer speziellen antibakteriellen Waschlotion. Und dann ab in die schicken Klamotten: Ein hinten offenes Nachthemd und Thrombosestrümpfe. Und zum Abschluss die Scheiß-Egal-Tablette und bis zur Abfahrt noch an eine Infusion.

Die schicke OP-Kleidung: Nachthemd und Thrombosestrümpfe
Die schicke OP-Kleidung: Nachthemd und Thrombosestrümpfe

Gegen 7:00 wurde ich dann aus dem Zimmer abgeholt. Da ja eine Übernachtung auf der Aufwachstation eingeplant war, konnte ich in einer Tasche, die am Bett befestigt wurde, meine Brille, Handy, Uhr und – sehr vorausschauend – Ohrstöpsel mitnehmen.

Die Operationsvorbereitungen

Angekommen im Operationsbereich stellt sich Operationsassistent Robert vor. Wir bewegen mich auf die endgültige OP-Liege und ich werde in den OP-Bereich geschoben. Als Nächstes trifft die Anästhesie-Crew ein. Crew deshalb weil es nicht – wie üblich – ein*e Ärzt*in plus Assistent*in war sondern zwei Ärzt*innen und zwei Assistent*innen. Ein Doc-Assistent-Team wurde angelernt. Und ab hier war ich noch mehr beruhigt, weil Stella wird die ganze Zeit bei mir sein. Sie hat es also selbst im OP geschafft mich nicht aus den Augen zu lassen 🙈. Ok, eine der beiden Assistentinnen hieß Stella.

Dann wird es noch lustig, weil „die lustigen Vier“ (Ja, wirklich vier) stellen sich vor: die zwei OP-Assistent*innen (Robert +1) und ein Ersatzassistent. Sorry, dass ich mir die Namen nicht alle gemerkt hab.

Zwischendurch habe ich mir von Robert noch eine Einführung ins technische Equipment geben lassen. Selbst mit „Scheiß-Egal-Tablette“ kann ich es nicht lassen 😅. Die OP-Assistent*innen müssen auch routiniert im Licht setzen sein. Da könnte er doch auch Medientechnik studieren, hab ich ihm vorgeschlagen. Er meinte, er wäre zu faul für ein Studium. Ähm, ja 😉.

Zurück zur OP, die stand ja auch noch an: Als erstes wird der PDA-Zugang gelegt. Man sitzt mit rundem Rücken und dann wird an der passenden Stelle an der Wirbelsäule die Nadel eingeführt. Zum Schmerzen aushalten konnte ich mit meinen Händen in Roberts Oberschenkel greifen. Er hat nicht angefangen zu schreien, also war es auch nicht sooo schlimm.

Der Ersatz-OP-Assistent sagte mir dann noch, dass für mich ein Intensivbett reserviert ist. Je nachdem wie lange die Operation dauert, werde ich in den Genuss der Intensivstation (ITS) kommen. Darüber konnte ich garnicht weiter nachdenken, weil es dann schon in den richtigen Schlafmodus ging.

Die Operation

Irgendwann müssten dann noch drei Chirurgen dazu gekommen sein, die ich aber während der OP glücklicher Weise nie gesehen habe. Warum drei? Einer, der die Kamera führt, die durch einen kleinen Schnitt in meinem Bauchnabel eingeführt wurde. Einer, der präpariert und einer, der arbeitet 😉 In meinem Fall alle männlich.

Nach der Operation

Und irgendwann nach 16 Uhr soll ich dann aus dem OP auf die ITS gebracht worden sein. Gegen 20 Uhr bin ich aufgewacht und wurde nach ein paar Aufforderungen, den ich problemlos Folge geleistet habe, extubiert. Also der Beatmungsschlauch wurde rausgezogen. Das Extubieren war nicht gerade angenehm und Sprechen fällt mir schwer. Ich bin allein in dem ITS-Zimmer. Einen zweiten Platz gibt es noch. Wenn ich klingeln möchte, soll ich den Blutsauerstoff-Messer runterschieben. Das geht ganz gut. Operation und Narkose sind wie im Bilderbuch verlaufen, sagt mir die Intensivpflegerin.

Der erste Versuch, meine Tablette zum Abend mit ein wenig Wasser zu nehmen, schlägt fehl. Es kommt wieder raus. Beim Frühstück das gleiche nochmal. Das soll auch bei allem Flüssigem den ganzen Freitag so bleiben. Außer die Tabletten, die hab ich dann doch irgendwie einnehmen können, nachdem ich eine Injektion gegen die Übelkeit bekommen habe.

Die Ohrstöpsel mitzunehmen, stellte sich im Nachhinein als eine sehr weise Entscheidung heraus. Allerdings wär noch wichtiger fast die Schlafmaske gewesen. Die vielen Monitore auf der Intensivstation geben halt einiges an Licht ab. Also fürs nächste Mal Intensivstation: Ohrstöpsel und Schlafmaske!!!

Am Freitag Morgen betreut mich Tamara. Sie hat Gesundheits- und Krankenpflege auf der FH studiert. Vermutlich hab ich mir deshalb den Namen gemerkt. Sie sagt, es kommt nicht oft vor, dass sie sich mit Patient*innen unterhalten kann. Ich komme auch so langsam aus dem Heiserkeit-Flüstermodus immer mal in einen Heiserkeit-Leisemodus beim Sprechen. Zweimal haben wir es mit dem Aufsitzen probiert. Das war eher nicht so toll. Mir wurde rasch schwindelig.

Zurück auf der Normalstation

Um 9:15 Uhr ist Abfahrt zurück auf die Normalstation. Zuvor wurde noch der arterielle Zugang, über den u.a. der Blutdruck gemessen wurde, entfernt. Schon spannend was da alles auf der ITS geht. Und es war sicher keine schlechte Entscheidung, dass ich die Intensivstation kennenlernen durfte. Das Patient-Betreuungsperson-Verhältnis ist dann doch schon ein klein wenig anders als auf der Normalstation. Eine Pflegeperson auf zwei Patient*innen (in meinem Fall sogar ich allein) plus zusätzlich noch eine Zentrale, in der alle Patient*innen überwacht werden.

Auf Station wurde weiter dran gearbeitet, dass ich zumindest aufsitze. Was aber entweder an Schwindel oder Schwitzen oder Müdigkeit gescheitert ist. Der viel zu niedrige Blutdruck bestätigte mein Gefühl. Und wir erinnern uns: Ich hab nichts drin behalten, deshalb gab es dann auch am Nachmittag eine Infusion.

Über die OP habe ich im Nachgang ein wenig erfahren. Also geplant war ja eine Proktokolektomie, die minimalinvasiv durchgeführt werden sollte. Die OP ist präparatorisch sehr aufwändig, deshalb war der Zeitraum schwer einzuschätzen. Für sieben Stunden war der OP reserviert, acht Stunden wurden gebraucht. Der Chirurg hatte mir vor der Terminfindung gesagt, er braucht den Tisch den ganzen Tag und er hatte recht behalten.

Die OP-Liege muss ein wandelbares Unikum sein, weil mir der Chirurg danach gesagt hat, dass sie mich immer wieder umgelagert haben und dass ich wie auf einem Gynäkologenstuhl gelegen habe.

Ein Anasthäsie-Arzt, der in den folgenden Tagen zur Beobachtung gekommen ist, meinte, er wäre kurz in meiner Operation drin gewesen, die Chirurgen haben Großartiges geleistet.

Für die Entnahme, des doch nicht so kleinen Dickdarmes gab es zwei Möglichkeiten: 1) wenn der After erhalten bleiben kann, dann über einen kleinen Bauchschnitt (Idealfall), 2) über den After, sollte dieser nicht erhalten werden können. In meinem Fall war es diesmal nicht der Idealfall. Dafür habe ich jetzt keinen Bauchschnitt, aber einen zugenähten After. Kann man das jetzt als Vor- oder Nachteil sehen. Wenn der Hintern dann endlich nicht mehr weh tut, ist es sicher kein Nachteil mehr. Aber der Hintern war sicher auch ein Punkt, warum ich nur schwer und nicht lange Aufsitzen konnten.

Und zum Abschluss noch ein letztes Bild von meinem Dickdarm. Wer das nicht sehen will, dann nicht weiter scrollen. Spannend ist zu sehen, wie sich die absteigende, entzündete Seite (oben und rechts im Bild) von der aufsteigenden Seite (links im Bild) unterscheidet. Und im Übergang vom Transversum (horizontal) zum absteigenden Kolon (rechts, ungefähr in der Mitte oben im Bild) ist zu erkennen, dass es da bald mal irgendwann zu einer Stenose (Verengung) gekommen wäre. Also: alles richtig gemacht!

Mein Dickdarm
Mein Dickdarm, © OP-Team

Comments 4

  1. Liebe Kerstin
    Ich bewundere deine Kraft dein Durchhalten und dankbar das es dir wieder besser geht . Wir hoffen sehr das du dich weiterhin erholen wirst und schritt für schritt aufwärts geht .

  2. Pingback: Die Operation - was danach geschah | Mein*e (un)sichtbare*r Begleiter*in

  3. wahnsinnig toll, deinen Dickdarm so schön ausgebreitet hier zu sehen. Kann man ins Lehrbuch kleben 🙂 Danke für deine Erzählungen!!

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