Die Operation – was danach geschah

Kerstin BlumensteinAllgemein Leave a Comment

Am 24.09. also 10 Tage nach der OP war ich bereits wieder zu Hause. Bis dahin ist einiges passiert.

Wir erinnern uns: ich konnte am Tag nach der Operation nicht mal etwas Flüssiges drin behalten und was glaubt Ihr, gab es an Tag 2 zum Frühstück? Oh ja, lecker Semmel mit Putenleberstreichwurst. Diese Streichwurst habe ich nicht mal gemocht, als es mir definitiv besser ging als an diesem Tag.

Samstag

Beim Aufsitzen wurde mein Blutdruck gemessen, der war wieder im Keller ziemlich tief unten. Deshalb habe ich dann 1l Infusion bekommen. Am Morgen gab es auch eine Magenschutztablette, die auch drin blieb. Schon mal ein Fortschritt zum Vortag.

Auch ein Anästhesie-Arzt schaute vorbei, um sich nach meinen Schmerzen zu erkundigen. Da ich keine Schmerzen bis auf beim Sitzen im Hintern hatte, starten wir den Versuch den PDA auf 4 ml pro Stunde zu reduzieren. Das hat recht gut bis Mittag funktioniert, dann aber nicht mehr wirklich. Vor allem bei den Aufsitz-Versuchen waren die Schmerzen doch deutlich wieder da, so dass wir wieder auf 6 ml pro Stunde erhöht hatten.

Am Nachmittag bin ich dann sogar schon die ersten paar Schritte gegangen bis zur Zimmertür und zurück. Was mir dann auch aufgefallen ist, dass es eine eventuelle Verknüpfung mit dem niedrigen Blutdruck und dem Schmerzmittel geben könnte. Bei Novalgin als Infusion heißt es, dass es den Blutdruck stärker senkt. Zusätzlich kommt auch das Lokalanästhestetikum dazu, was sowieso den Blutdruck senkt. Und deshalb komm ich auf die Idee nach einer Alternative für die Novalgin-Infusionen zu fragen, die ich 3x am Tag bekomme. Die Alternative ist Paraceltamol, also bekomm ich ab jetzt 3 Paracetamol-Infusion über den Tag verteilt. Novalgin kann ich mir bei Bedarf zusätzlich ordern.

Das Essen an Tag 2 nach der OP war generell irgendwie nicht so passend für mich: am Morgen die Semmel mit Putenleberaufstrich zusätzlich Joghurt und ein Protein-Aufpäppeldrink; zum Mittag Karottensuppe und Erdäpfel mit Schwarzwurzeln (-) und Joghurt und am Abend Sternchensuppe, einen Haufen Weißbrot wieder mit dem tollen Putenleberaufstrich. Runter bekommen habe ich davon die Joghurts, die Suppen und eine Scheibe Weißbrot.

Sonntag

Am Tag 3 nach der OP hatte ich in der Früh einen ziemlich perfekten Blutdruck, yeah! Das Waschen konnte mal im Sitzen und auch kurz im Stehen erfolgen. Das war dann aber auch schon wieder zu viel.

Die Visite war zufrieden, halt bis auf die Kreislaufschwierigkeiten, wo alle dann aber auch sagen, es war halt auch eine schwere OP und keine Kleinigkeit. Der Anästhesie-Arzt wollte wieder einen Reduzierversuch rausschlagen, das konnte ich erfolgreich verhindern. Drei Tage nach OP, da war das Level des PDA noch ok. 

Bei jedem Essen sitze ich. Das ist ein wenig mehr als eine halbe Stunde das funktioniert, aber mehr ist da noch nicht wirklich drin. Bei der Abendrunde der Tagschicht haben wir dann noch zumindest eine weiter Runde vom Bett bis zur Tür gemacht und zurück mit kurzem Stehen. Das war nicht unbedingt sicher, aber es ist alles gut gegangen.

Beim Abendessen spür ich das erste Mal die Aktivität von Stromi – so soll mein Stoma heißen, inspiriert vom Namen des Chirurgen. Essen und Kacken gleichzeitig, wer kann das schon 🙈 aber ich gebe zu, es war etwas komisch und ich musste zwischendrin aufhören mit dem Essen. Aber schlecht geworden ist mir immerhin nicht.

Am Abend hatten wir dann auch das erste Leck im Beutel. Das ist passiert, weil wir die viele Luft rauslassen wollten. Die kommt ja nun auch nicht mehr hinten raus. Pupsen auf neue Art, hat auch was. Weil ich das erst später mitbekommen habe, gab es das erste kleine Malheur. War aber überhaupt nicht problematisch. Die Stomatherapeutin hatte Beutel da gelassen, von denen nun einer zum Einsatz kam.

Und zusätzlich war es spannend zu sehen, dass heute der Stuhl nicht so flüssig war. Zum Mittag gab es Erdäpfelpürree und Apfelmus. Beides Sachen, von denen ich vorher schon gelesen hatte, dass sie eindicken und das scheint bei mir auch gut zu funktionieren. Generell war das Essen heute für mich wesentlich angenehmer. Am Morgen gab es Kipferl, Joghurt und Proteindrink. Diese Drinks sind geschmacklich nicht wirklich meins und die habe ich auch nicht sehr häufig getrunken. Dafür dann am Abend lieber den Vanillepudding.

Die darauffolgende Woche

Am Montag ging es dann bei der PDA von 6 auf 4 ml pro Stunde runter und der Harnkatheter wurde entfernt. Ich war dann also wieder das erste Mal nach vier Tagen auf dem Klo. Kann man sich garnicht vorstellen, wie das ist, wenn man vorher bis zu 30 Mal am Tag dort war. Schon durch dieses Gefühl ging es mir deutlich besser als vor der Operation.

Außerdem kam mich ein Physiotherapeut besuchen. Jetzt heißt es wirklich, raus aus dem Bett. Unser erster gemeinsamer Gang führte uns zum Stationscounter und zurück. Der Vormittag war generell voll. Die Stomatherapeutin kam auch noch vorbei und wir haben die Versorgung gewechselt. Ich wollte zwar schon mitwerkeln. Aber habe feststellen müssen, dass ich Stoma „Stromi“ noch nicht anschauen kann. Mit den Nähten drin schaut er echt gewöhnungsbedürftig aus. Von dem Vormittag musste ich mich dann erstmal ordentlich erholen.

Zum Nachmittag kam wieder ein Anästhesie-Arzt vorbei. Es war derjenige, der mal kurz in meiner OP drin war. Er war positiv überrascht von meinem Zustand. Und am Abend war ich das erste Mal allein im Bad, um eine kurze Abendwäsche zu erledigen. Es geht bergauf.

Am Dienstag habe ich das erste Mal seit langem kein Kortison mehr genommen. Der 19.9. hoffentlich noch ein Tag zum lange dran erinnern. Die Adventszeit kann kommen! Außerdem bin ich mit dem Physiotherapeuten einmal durch die gesamte Station geflitzt. Nun ja, was man so flitzen im Sinne einer Schnecke nennt. Die Bauchdrainage wurde auch entfernt. Die Beutel und Schläuche werden weniger. An Beuteln ist jetzt nur mehr ein Beutel da, der für immer bleibt. Bei den Schläuchen habe ich noch einen im Hals – in der Halsschlagader. Dieser Input ist sehr komfortabel, weil er auch gleichzeitig als Output dient. Da gibt es drei Zugänge drin. Über einen wird unkompliziert Blut abgenommen und über die anderen können Infusion gelegt werden. Ganz ohne Stechen. Ok, ich bin froh, dass ich geschlafen habe, als mir der gelegt wurde. Ein zweiter ist immer noch im Rücken für die PDA.

Schläuche am Hals
Meine Schläuche für Infusionen und Blutabnahme

Am Dienstag stell ich mir selbst eine Frage, die mir die Intensivpflegerin schon am Abend nach der OP gestellt hat: Ob ich meine Regelblutung habe. Bei ihr war meine überzeugende Antwort: nein, das kann nicht sein. Ich habe doch das Implantat drin und schon Jahre keine Regelblutung mehr gehabt. Aber das gesamte Erscheinungsbild mit Bauchbeschwerden, Appetitlosigkeit und eben auch die Blutung aus der Scheide, brachten das Gesamtbild, dass ich wohl doch nach mehreren Jahren wieder einmal eine Regelblutung hatte. Die Operation scheint meinen Körper ordentlich durcheinander geschüttelt zu haben.

Am Mittwoch wird die PDA auf 0 gesetzt und ich habe nur noch Schmerzinfusionen. Zwischendurch sind wir wieder von Paracetamol auf Novalgin als Basis-Infusion gewechselt.

Und dann merke man in dieser Woche jeden Tag, dass es ein Stück besser wurde. Nach Bauchdrainage und Harnkatheder kam dann auch noch mein liebgewonnener In-/Output am Hals weg. Die Freigabe hab ich erst gegeben nachdem ich gefragt hab, ob eh keine Infusionen und Blutabnahmen mehr notwendig sind. Und mit dem Ausatmen war der Schlauch dann raus. Wenn man den dran draußen sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass der im Hals gesteckt hat.

Den Beutelwechsel für Stromi erledige ich jeden Morgen selbst. Am Donnerstag werd ich im Krankenhaus-Ferrari in die Stoma-Ambulanz gefahren, dort machen wir gemeinsam mit Stoma-Schwester Eva den Versorgungswechsel. Die Nähte sind immernoch drin, deshalb fällt es mir noch immer schwer, ihn anzuschauen. Der Plan ist am Montag die Nähte rauszunehmen und meine Hoffnung ist, dass es dann besser wird für mich.

Und am Sonntag geht es mir so gut, dass ich beschließe, meinen behandelnden Chirurgen zu fragen, ob etwas dagegen spricht, wenn ich heut schon nach Hause gehe. Die Nächte werden für mich immer unbequemer. Ich kann auf der harten Matratze nicht gut schlafen. Und zusammen mit den nächtlichen notwendigen Kontrollen bei meiner Bettnachbarin, die seit Samstag wieder zurück war, war für mich an erholsamen Schlaf nicht mehr wirklich zu denken. Es sprach medizinisch nicht dagegen und mein Weg zur Stoma-Ambulanz am nächsten Morgen ist nicht weit, deshalb stand der Freigabe nichts im Weg und ich durfte nach Hause.

Das Leben hat mich wieder. Naja, zumindest fast…

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