Darmspiegelung

Darmspiegelung, die vierte

Kerstin BlumensteinAllgemein 1 Comment

Mit diesem Beitrag möchte ich Euch mit zu meiner dann doch recht kurzfristig eingeschobenen Darmspiegelung nehmen. Das ist sicher für alle interessant, weil ja spätestens mit 50 Jahren eine Koloskopie = Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge gemacht werden sollen. In Deutschland wird übrigens zwischen Männern (ab 50 Jahre) und Frauen (ab 55 Jahre) unterschieden. Warum auch immer Frauen erst später gefährdet sind in Deutschland…

Bei mir ging es mit meiner ersten Darmspiegelung im Dezember 2017 los. Hier wurde meine unsichtbare Begleiterin – die Colitis Ulcerosa – enttarnt. Im April 2018 kam dann die nächste. Hier wollten die Ärzt*innen sicher gehen, dass meine unsichtbare Begleiterin auch wirklich bei mir ist. Dann war ein wenig Ruhe und erst wieder im Dezember 2020 war die dritte, um der Krankenkasse zu zeigen, dass meine unsichtbare Begleiterin sich stärker ausgebreitet hat und wir zusammen ein neues Level für die Medikamenten erreicht haben. Zwischendurch im Mai 2022 mal eine rasche Enddarmspiegelung eingeschoben. Die Ärzt*innen wollten wissen, wie aktiv meine Begleiterin ist und dabei wurde dann auch das CMV entdeckt, was 100%ig nur durch Biopsien einer Darmspiegelung nachgewiesen werden kann.

Und dann nun im März 2023 die nächste Darmspiegelung. Auch bei der wollen meine Ärzt*innen sehen, was da gerade abgeht im Dickdarm. Die Medikamente greifen nicht so, wie wir uns das vorstellen, und es sind nur wirklich minimale Besserungen zeitweise zu spüren.

Die Vorbereitung zur Darmspiegelung

Rückblickend war die Vorbereitung zur Darmspiegelung bisher immer das Schlimmste. Vielleicht wichtig zu wissen, hier gibt es einen Unterschied zwischen Darmspiegelung und Enddarmspiegelung. Bei der Enddarmspiegelung ist vorrangig das Ziel nur das Rektum (also den Endteil des Darms) zu spiegeln. Deshalb ist auch keine große Vorbereitung notwendig. Ich musste Zuhause einen Einlauf machen und dann wurde kurz vor der Spiegelung nochmal einer gemacht. Das kann man sich analog zu der Einnahme von Klysmen vorstellen, die ich schon mal in einem Post beschrieben hatte. Damit ist der Teil des Darms dann leer und es kann reingeschaut werden. Bei mir war damals der Darm so leer, dass sie sogar bis in die Mitte des Transversums (einmal auf der linken Seite des Darms nach oben und dann sogar noch weiter bis in die Mitte des quer liegenden Darmabschnittes) spiegeln konnten. Das lag daran, dass ich in der Zeit ein wenig nahrungsmittel-abstinent war.

Bei der Darmspiegelung ist das Ziel den gesamten Dickdarm (Kolon) zu spiegeln – die ganzen 1 bis 1,50 m – eventuell auch bis in den Endabschnitt des Dünndarms (Ileum). Deshalb muss auch die Vorbereitung anders sein. Sie begann bei mir diesmal drei Tage vorher.

Ernährungsumstellung

Zunächst wird die Ernährung angepasst:

  • Kein kernhaltiges Obst und Gemüse – war jetzt eh nicht so das Problem mehr, weil vor allem Obst nicht mehr wirklich auf meinem Speiseplan stand. Ok, die Heidelbeeren habe ich schon vermisst.
  • Keine faser- und ballaststoffreichen Lebensmittel (z.B. Vollkornprodukte, Müsli) – das war auch kein Problem mehr, weil ich auch die nicht mehr gegessen habe.
  • Nur noch klare Flüssigkeiten (keine Milch und in meiner Interpretation auch Joghurt und Topfen/Quark) – das war schon in Bezug auf Joghurt und Topfen eine Umstellung, auch auf meinen Grießbrei habe ich verzichtet.

Netterweise gibt es mit dem Termin und dem Abführmittel vom Universitätsklinikum St. Pölten auch Vorschläge zur Speiseplanung für diese Tage mit. Zusammengefasst kann man sagen: weißes Brot oder Semmel/Brötchen, magere Wurst, Honig, Marmelade ohne Stücke, klare Suppe, fettarm zubereitetes Fleisch oder Fisch, weiche Beilagen, gekochtes Gemüse wie Karotten, Kürbis oder Zucchini, Kompott oder Mus (ohne Schale oder Kerne), Tee, klarere Apfelsaft, Zitronenlimonade, Leitungs-/Mineralwasser, Kaffee ohne Milch. Einiges von diesen Sachen meide ich, von dem her war meine Liste dann noch kleiner.

Mittagessen am Vortag der Darmspiegelung
Weich gekochte Erdäpfel/Kartoffeln, weich gekochte Karotten/Möhren und ein Natur-Putenschnitzel ganz Österreich-like ohne Soße/Tunke.

Bis hierhin klingt es ja noch nicht so wie „das Schlimmste“, das kann man noch gut ertragen. Aber dann…

Die Darmentleerung und -säuberung

Hier bekommt man ein Abführmittel und da gibt es sehr unterschiedliche. Bei der ersten Koloskopien kann ich mich garnicht mehr an den Namen erinnern, bei den weiteren zwei hieß das Teufelsgebräu Moviprep. Da mussten 2 Liter von dieser Lösung in zwei Steps am Vorabend und dann am Morgen getrunken werden. Und die hat widerlich geschmeckt. Bei der ersten waren es nach meiner Erinnerung 4 Liter von einer noch schlechter schmeckenden Lösung. Da ging der letzte Liter nicht mehr rein, weil sich mein Körper dagegen gewehrt hat.

Aber Jahre sind vergangen… und in dieser Zeit kamen Lösungen auf den Markt, bei denen nicht mehr so viel überaus Wohlschmeckendes getrunken werden muss. Ich hatte mir für den Notfall z.B. bereits Citrafleet in den Schrank gelegt. Bei diesem Präparat muss in 2 Steps jeweils „nur“ 1 Glas von der Mischung getrunken werden. Danach dann 1,5 bis 2 Liter andere Flüssigkeit. Zu diesem hätte ich gegriffen, wenn ich wieder Moviprep zur Vorbereitung bekommen hätte. Aber diesmal gab es Pleinvue. Also geben wir dem natürlich eine Chance. Die erste Dosis wird beschrieben mit Mango- und die zweite mit Fruchtcocktail-Aroma. Es sind jeweils 500 ml plus anschließend dann mind. 1 l zusätzliche Flüssigkeit. Meine Flüssigkeiten der Wahl waren Pfefferminztee und Wasser.

Vorbereitung für die Darmspiegelung
Vorbereitung für die erste Trinkorgie. Den Trinkhalm habe ich dann nicht benutzt. Für mich dauert es damit viel zu lang, bis die Flüssigkeit runter ist.

Es geht los

Die erste Portion stand bei mir um 18 Uhr am Vortag an – mit einem Zeitfenster von 2 Stunden. Nach den Erfahrungen der aller ersten Darmspiegelungen nehme ich mir lieber immer ein wenig mehr Zeit dafür. Vor allem starte ich nicht mehr zu spät am Abend sondern möglichst eher. Damit ich halbwegs normal schlafen kann.

Also, Start 18 Uhr? Naja, man findet ja immer noch etwas, womit man den rauszögern kann, ich hab dann erstmal noch meine Finger- und Fußnägel geschnitten, man will ja hübsch aussehen, wenn man schläft 😉 Also, Start 18:30 Uhr, dann aber wirklich. Ich brauch ungefähr 1 Stunde, um die 500 ml und anschließend die mind. 1 l zu trinken. Den erwarteten Mango-Geschmack kann ich so überhaupt nicht finden. Aber ok, es war ja nur Aroma. Es war ok, aber auch nicht wohlschmeckend – auf die ordentliche Süße war ich dank Insider-Informationen vorbereitet.

Meine Taktik war nach jedem halbwegs großen Schluck Lösung, einen weiteren großen Schluck Tee zu trinken. Das ging recht gut. Der Nachgeschmack von der Lösung war auch nicht so schlimm. Am Ende sitze ich nach 19:30 Uhr das erste Mal auf dem Klo mit einem dicken Bauch und auch Bauchschmerzen. Gekommen ist nicht viel außer Harn, Pupser und ein wenig weicher Mini-Stuhlgang. Jetzt hieß es warten, ob da noch was kommt, oder ob der große „Run“ dann erst mit der zweiter Portion in der Früh kommt.

Was soll ich sagen, ab 20:45 Uhr hatte ich ein 1 1/2 Stunden WC-Abo gebucht mit ordentlichen Bauchschmerzen und einer vollen Toilette. Ich gehe mal davon aus, dass die Bauchschmerzen durch den entzündeten Darm kommen und das bei gesunden Menschen nicht so ein Problem ist. Das war es dann für den Vorabend.

Die zweite Runde

Die nächste Trinkladung war dann für 5:30 Uhr geplant. Rund 2 Stunden vor der geplanten Darmspiegelung muss sie abgeschlossen sein. Ich hab 9 Uhr Termin also sicherheitshalber bis 7 Uhr sollte alles getrunken sein. Das ging genauso gut, wie Trinkportion 1 nur der Fruchtcocktail-Geschmack war auch nicht auffindbar. Das 1 1/2-Stunden WC-Abo war dann schon ein wenig rasche fällig und der Output wurde klarer und klarer. Um 8:30 Uhr wollten wir los ins Krankenhaus. Bis dahin hat mich auch immer wieder noch das Klo zu sich gebeten. Aber die kurze Fahrt über gab es kein Malheur und dann war auch Ruhe.

Die Darmspiegelung

Angekommen im Krankenhaus heißt es erstmal kurz warten. Und dann geht es ab in den Untersuchungsraum. Erstmal in die Umkleide. Dort liegt ein wunderschönes grünes Höschen bereit mit einer Öffnung auf einer Seite. Ordnungsgemäß angezogen, ist die Öffnung dann am Hintern 😉. Dann ab auf das Bett, ein paar Fragen zum Allgemeinzustand beantworten und wenig mit den Pflegerinnen plaudern. Wichtig (in jedem Fall für mich) die Frage, ob man schlafen will während der Untersuchung mit “JA natürlich” beantworten.

Jetzt kommt dann also die Narkose-Vorbereitung. Blutdruck- und Suaerstoff-Überwachung werden angeschlossen. Eine passende Vene wird gesucht. Da suchen sie bei mir immer auf beiden Seiten, werden aber glücklicher Weise doch immer wieder fündig. Zwischendurch kommt noch der untersuchende Arzt und man beantwortet wieder Fragen inkl. Name und Geburtsdatum. Diesmal musste ich nicht so viele Fragen beantworten, weil den Assistenzarzt durfte ich schon mal im Oktober bei einem CED-Ambulanztermin kennenlernen. Er konnte sich erinnern.
Dann gibt es auch noch Sauerstoff kurz vor der Propofol-Gabe gratis, und es geht ab ins Land der Träume.

Aufgewacht wird im Idealfall direkt, wenn man aus dem Untersuchungsraum raus in die Warteposition geschoben wird. Dort durfte ich dann noch 1 Stunde verweilen. Von der Untersuchung selbst habe ich diesmal nichts mitbekommen. Bei den letzten beiden Malen konnte ich mich dran erinnern, dass ich zwischendurch kurz aufgewacht bin. Das war nicht sonderlich problematisch, die Geräusche fand ich nur nicht so toll. Der Herr Assistenzarzt kam kurz um Bericht zu erstatten. Die Kurzzusammenfassung: mein Darm ist entzündet vom Rektum bis zur Mitte des Transversums. Im Rektumbereich auch sehr empfindlich bzgl. Blut. Sonst gab es keine weiteren sichtbaren Überraschung (zum Glück). Allerdings heißt es auch zwei Wochen auf die Auswertung der Biopsien zu warten. Mal schauen, was die uns verraten, u.a. wird auch wieder auf das CMV untersucht.

Und danach

Wenn man schläft, muss man von einer erwachsenen Person abgeholt werden und soll 24-Stunden nicht allein am Straßenverkehr teilnehmen und auch keine Verträge und Geschäfte machen. Bei den vorangegangenen Darmspiegelung war ich recht rasch wieder fit. Bei dieser vierten habe ich wirklich die 24 Stunden gebraucht.

Aber alles in allem ertragbar und für die Gesunden unter uns: Denkt an die Darmkrebsvorsorge!

Quellen
Redaktion Gesundheitsportal (2023). Darmkrebs: Früherkennung & Diagnose. Abgerufen am 27.03.2023 unter https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/krebs/darmkrebs/frueherkennung-diagnose.html.
Bundesministerium Gesundheit (2023). Weil früher besser ist – die wichtigsten Fragen zur Darmkrebs-Vorsorge. Abgerufen am 27.03.2023 unter https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/frueherkennung-vorsorge/fragen-zur-darmkrebs-vorsorge.html.
M. Sonnet (2020). Der Aufbau und die Funktionen des Darms. Abgerufen am 27.03.2023 unter https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/darmkrebs/anatomie-und-funktion.html.
Gebrauchsinformationen Citrafleet Pulver (o.J.). Abgerufen am 27.03.2023 unter https://api.gebrauchs.info/ad99d63db16484b5c0751e7237d1ddddi.

Comments 1

  1. Pingback: Die Stuhltransplantation | Die unsichtbare Begleiterin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert